Reini, Alex, Bernhard, Keksi, Eigi, Ritschi

Am Samstag, den 8. September 2012 sind wir Richtung Zadar aufgebrochen. Fünf Schiffsneulinge – Alex, Eigi, Keksi, Reini, Ritschi – und ich. Am Nachmittag übernehme ich unsere Yacht, eine Elan 40, Bj. 2005, während die Crew die letzten Vorräte einkauft. Danach gibt’s wie üblich eine gründliche Schiffseinweisung. Die Crew ist begeistert, denn alle samt waren noch nie zuvor auf einer Yacht und hatten sich das Schiff innen viel kleiner vorgestellt, als es ist 🙂 Danach wird gebunkert – problemlos verstauen wir 100l Wasser, 50l Bier und kiloweise Wurst, Käse, Brot, Gulaschdosen und Co.

Ablegen in Zadar

Am Sonntag Vormittag gibt es dann eine Einweisung in die Leinenarbeit: Winschenbedienung, Webeleinstek, Klampenschlag und die Mooringbox schauen wir uns auch genau an und üben zumindest im Trockentraining einen Mooringanleger. Um 1030 Uhr geht’s los. Split Radio meinte “No warnings. Field of high pressure stationary over Adriatic.”. Dementsprechend ist kaum Wind am Vormittag und so motoren wir in nordwestlicher Richtung. Bei Plic Sajda gibt es eine Mittagsjause. Unmittelbar passieren wir die Durchfahrt zwischen Tun Veli und Tun Mali in westlicher Richtung und setzen bei NW 2 Bft die Segel – Raus aufs Meer. Wir passieren die beiden kleinen Sandinselchen neben dem 1984 gestrandeten Frachter nördlich von Dugi Otok um dahinter dann auf Kurs Südost zu gehen. In der Bucht Sakarun finden wir nach ca. 26 Seemeilen Platz an einer Boje, um diese Jahreszeit glücklicherweise kein Problem.

Westküste Dugi Otoks

Am nächsten Tag brechen wir um 0930 Uhr in südöstlicher Richtung auf, entlang der Außenküste Dugi Otoks südwärts. Split Radio verkündet keine Wetteränderungen. Das Meer ist beinahe spiegelglatt und wir erstellen uns eine Ablenkungstabelle. Kurz nach 1300 Uhr, wir befinden uns am südlichen Ende von Dugi Otok auf der Höhe des Salzsees Mir, setzen wir Segel bei 2 Bft Südwind. Ungewöhnliche Windrichtung, anscheinend gibt das Hochdruckgebiet nach. Wir segeln den Kornaten entlang südwärts, leider schläft der Wind gegen 1500 Uhr wieder ein und wir beschließen die nächste Buch anzusteuern. Das war Uvala Lojena im Südwesten der Insel Levrnaka. Wir ankern im westlichen Teil der Bucht auf 7 Meter Wassertiefe, nach ca. 25 Seemeilen.

Die Bucht ist nicht leer. Darin liegen zwei kleine Motorboote die offensichtlich nur für einen Tagesausflug hier sind und eine Flottille von drei Segelyachten, die ebenfalls dort ankerten und längsseits vertäut waren und noch eine weitere Yacht. Die Motorboot verließen die Bucht nach einiger Zeit und auch die drei Yachten mit einem spektakulären “Ablegemanöver”: gegenseitig verhakte Anker, wildes Geschrei, haarsträubende Motormanöver mit ein paar “Beinahekollisionen”,… Danach sind wir fast alleine und es gibt ausgiebige Badeaction 🙂 Zum Abendessen gibt’s Gulasch. Eine kurze Kontrolle der Vorräte zeigt, dass das Brot knapp wird, und das Bier auch. Wir planen also am nächsten Tag Sali anzulaufen, um Brot und Bier zu kaufen.

Zwischenstop in Sali

Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Sali. Null Wind, Split Radio verkündet: “Field of elevated air pressure stationary. Calm or NW and SW 4-10 knots.” — Aha, offenbar schwächt sich das Hoch ab, der Luftdruck ist derzeit aber noch unverändert hoch wie in den letzten Tagen. Um 1025 passieren wir die schmale Durchfahrt Prolaz Mali Proversa zwischen den Inseln Dugi Otok und Katina in östlicher Richtung und liegen eine Stunde später in einer Mooringbox an der östlichen Hafenmauer in Sali. Vorräte werden nachgebunkert und der Wassertank sicherheitshalber aufgefüllt, obwohl wir noch nicht viel Wasser verbraucht hatten. Zum ersten Mal erlebe ich eine Crew wo kein einziger unnötig Wasser zum Abduschen nach dem Baden im Meer verbraucht 🙂

Abendessen in der “Bagatella”

Nach einer längeren Pause legen wir wieder ab und fahren zurück durch die Durchfahrt, wo wir unmittelbar danach an eine Boje gehen. Wir planen abends in der “Bagatella” einzukehren, eine von zwei Tavernen[1. Die andere heißt “Aquarius.] direkt in der Meerenge gelegen. Das Dinghi wird aufgepumpt und gleich eine Probefahrt unternommen. Abends brechen wir mit damit auf und wir brauchen zwei Fuhren. Die erste ist schon drüben, als gerade die Park-Ranger vom Nationalpark Telascica bei uns anlegen, um die Nationalparkgebühr einzuheben. Wir erklären ihnen, dass die Bordkassa schon drüben am Ufer ist und fragen sie, ob sie uns hinüberführen könnten. Anfänglich sind die beiden wenig begeistert, da sie offiziell keine Personen mitnehmen dürfen, aber dann lassen sie sich doch erweichen 🙂

In der Bagatella angekommen zahlen wir brav die Nationalparkgebühr und essen zu Abend. Leider kann ich dem motivierten Paar, dass die Taverne betreibt, heuer kein so gutes Zeugnis ausstellen, wie in den Jahren davor: Die Qualität und Menge hat ab-, dafür der Preis deutlich zugenommen. Ich habe den beiden meine Erfahrungen mitgeteilt, um nächstes Jahr hoffentlich wieder besser verpflegt zu werden.

Badespaß in den Kornaten

Zurück am Schiff genießen wir noch ein paar Dosen Bier im Cockpit und wir diskutieren den Plan für den nächsten Tag. Wir wollen wieder hinein in die Kornaten, in die Bucht Lopatica zum hervorragenden Inselwirten “Beban“. Split Radio berichtet: “Isolated Thunderstorms on Northern Adriatic.  Trough with frontal disturbance approaching Adriatic. Wind SE/SW 4-12 knots, increasing. Gradually cloudy.”.[1. Schwache Trogfront zieht auf.] Der Luftdruck ist derzeit noch unverändert hoch, der Wetterbericht lässt bringt mich innerlich aber (leider) bereits ab von dem Plan in die Lopatica zu fahren.

Mitwoch, 12.9. 0745 Uhr, ein paar Wolken am Himmel,[1. Viertelbewölkung] Split Radio: “Isolated gusts 30-40 knots, increasing over night.” — den Plan vom Vorabend habe ich verworfen, da Ankern in einer Bucht und das Zurücksegeln nach Norden im Falle einer nachfolgenden Bora sehr ungemütlich werden könnte.

Um 0900 Uhr legen wir ab, durch die Mail Proversa ostwärts und dann Richtung Norden. Wind SE 2 Bft und wir setzen unmittelbar nach der Durchfahrt die Segel. Der Wind legt leicht zu auf 3 Bft und wir fahren auf raumen Kurs an der Innenküste Dugi Otoks nordwärts. Um 1220 Uhr liegt Brbinj an Backbord, um 1420 ist Rt. Borji (nördliches Ende von Dugi Otok) querab. Wir segeln Richtung Pantera, Marina Veli Rat. Split Radio verstärkt die Schlechtwetterwarnung im Laufe des Tages und wir beschließen einen besseren Hafen anzulaufen. Kurz nach 1600 Uhr legen wir nach 30 Seemeilen in Molat Stadt in einer Mooringbox an. Wir legen wieder ab um das Boot umzudrehen und Bug voran anzulegen, da die Wassertiefe für das Ruder bei Wellengang etwas zu gering erscheint.  Wir freuen uns schon auf eine Pizza und ein Bier um Pizzastand im Hafen, der um 17 Uhr aufsperrt.

Hafenmauer in Molat

Molat ist ein sehr verschlafenes Nest. Es gibt eine Hafenmauer mit ein paar Moorings, Strom und Wasser gibt’s derzeit nicht und hie und da legt eine Fähre an. Sonst ist kaum was los. Das Highlight stellen das Cafe und der Pizzastand im Hafen da. Dementsprechend ist die Stimmung, Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft zwischen den wenigen “Yachties”, die sich hierher verirren, auch gut. Unmittelbar neben uns liegt eine kleine Yacht mit einer tschechischen Crew und wir kommen auch gleich ins Gespräch. Natürlich zuerst einmal die üblichen Floskeln, wer wir sind, wer sie sind, woher wir kommen, was wir da machen, usw.

Sie erzählen uns, dass sie sich alle mehr oder weniger auf der Universität während des Studiums kennengelernt haben. Daraufhin habe ich dann erzählt woher wir uns kennen und wer wir sind und ich sagt “We are a crew of farmer boys.” — und damit war der Titel für diesen Törn geboren 🙂

Der Wetterbericht von Split Radio um 1600 UTC berichtete von 30-60 Knoten Wind und bis zu 75 Knoten in der Nordadria. Ich brachte sämtliche Festmacherleinen aus und freundete mich innerlich schon mit einem Hafentag für Donnerstag an. Der Luftdruck war um ca. 8 hPa im Laufe des Tages gefallen. Derzeit war das Wetter noch sehr friedlich; südlicher Wind, im Hafen gerade mal 5 bis max. 10 Knoten. Umso unglaublicher war das Anlegemanöver, das wir beobachten durften, während wir am Kai gerade Pizza aßen…Hafenkino vom Feinsten 😉

Den Abend hatten wir dann ziemlich viel Spaß im Cockpit gemeinsam mit unseren tschechischen Nachbarn, vorallem nach sie ihren selbstgebrannten Schnapps heraufbrachten und wir natürlich mit unserem selbstgebrannten Schnapps konterten 😉

Um ca. 0500 Uhr in der Früh ging die Front durch. Das Barometer war um weitere 5 hPa gefallen. Es war stockdunkenl und alle schliefen im Hafen, nur der Wind pfiff durch Wanten und Stagen, und Fallen schlugen an den Masten einiger Yachten. Wind und Regen weckten mich und ich kontrollierten Fender und Leinen.

Der Wetterbericht am nächsten Morgen war noch immer nicht rosig. Es regnete und die Temperatur ist deutlich gefallen.. Ich klappte das Bimini wieder auf, dass ich in der Nacht sicherheitshalber weggepackt hatte, damit wir im Cockpit trocken sitzen konnten. Der Wind hatte um 180 Grad gedreht, kam also aus NE. Wir beschlossen einen Hafentag einzulegen. Die Chancen auf eine Bora standen gut, der Wetterbericht von Split Radio unterstütze diese Vermutung leider. Im Laufe des Vormittags hörte es zu regnen auf und der Wind legte zu — die Bora setzte ein. Im Hafen hatten wir 10 bis 15 Knoten WInd, in Böen bis 25. Wie immer verfolgte ich den Wetterbericht regelmäßig und es war ein leichte Besserung zu erkennen. Split Radio um 1800 UTC sprach nur noch von “Isolated sudden storms, gusts NE 35 – 45 knots.”. Der Luftdruck stieg im Laufe des Tages wieder um 2 hPa wieder an.

Untertags war nicht viel los im Hafen. Das einzige Highlight war, dass das Schiff mit dem spektakulären Anlegemanöver von gestern ablegte, um in Brgulje Brauchwasser zu bunkern. Wir wussten, dass sie zurückkommen wollten, da zwei aus der Crew in Molat zurück blieben. Und sie kamen tatsächlich zurück und toppten das Anlagemanöver vom Vortag…

Am Freitag, den 14.9. brechen wir um 9 Uhr auf Richtung Zadar. Wir sollten in ca. 4 Stunden am Ziel sein. Im Volksmund sagt man, dass die Bora eine Mittagsrast einlegt, was unsere Hafenmanöver in Zadar begünstigen würde. Mit der Maschine passierten wir ziemlich mühsam die Durchfahrt zwischen Tun Veli und Tun Mali, genau gegen den Wind. Unmittelbar danach konnten wir endlich Segel setzen und rauschten mit 6 bis 7 Knoten dahin 😀

Kategorien: Törnberichte

Bernhard Fischer

Internet and Security Engineer, Open Source Advocate, Software Engineer, Hacktivist, Blogger, Skipper, Sailor.

0 Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *